Holden McNeil und Banky Edwards sind Kumpels seit ihren Kindertagen und als Erwachsene inzwischen erfolgreiche Macher der Comicserie „Bluntman & Chronic“. Auf einer Convention lernen sie die Zeichnerin Alyssa Jones kennen und Holden verliebt sich in sie, was die Freundschaft der beiden Freunde etwas strapaziert. Zudem outet sich Alyssa als lesbisch, was Holden einen Tiefschlag versetzt. Können Mann und Frau auch einfach sehr gute Freunde sein? Die beiden versuchen es, doch alles steuert unwiederbringlich auf eine Katastrophe zu. Und Banky hat da auch noch ein kleines Geheimnis, das alles nur noch mehr durcheinander bringt...
Ich persönlich halte Kevin Smith ja für einen der besten Regisseure unserer Zeit, der mit Filmen wie „Clerks“, „Mallrats“, „Jay & Silent Bob Schlagen Zurück“ und vor allem „Dogma“ immer wieder gezeigt hat, dass ihn Konventionen nicht interessieren und eine hemmungslose Respektlosigkeit allen möglichen Dingen gegenüber nicht zu platten Filmen führen muss. Vor allem „Dogma“ ist wohl mit die hintersinnigste Kirchenkritik (nicht Kritik am Christentum!), die man sich vorstellen kann und gehört zu meinen ewigen Lieblingsfilmen. Dass Smith ein ganz besonderer Filmemacher ist zeigt sich auch daran, dass jede Menge Stars sich förmlich darum reißen, in seinen Filmen wenigstens Gast- oder Cameo-Auftritte zu haben. Das verbindet ihn ein wenig mit Tim Burton, der ebenso eigensinnige Filme in seinem ganz eigenen Stil macht. Fast genauso gut wie „Dogma“ ist aber der dritte und letzte Teil von Smith´s so genannter „New Jersey Trilogie“, „Chasing Amy“, die mit „Clerks“ (in Deutschland noch nicht auf DVD erschienen) und „Mallrats“ begonnen hatte. Abgesehen von „Dogma“ ist „Chasing Amy“ auch definitiv Kevin Smith´s bestes Werk, weil er hier die Mischung aus unglaublich witziger Komödie (in der ersten Hälfte) und durchaus ernst zu nehmendem Drama (vor allem in der zweiten Hälfte) absolut auf den Punkt kommt.
Wie immer finden sich im der Besetzung einige echte Stars wie Ben Affleck in der Hauptrolle und Matt Damon in einer Nebenrolle, so wie Jason Lee, und klar ist ebenfalls, dass Jason Mewes als Jay und Kevin Smith selbst als Silent Bob dabei sind. Wunderbar ist auch Dwight Ewell als völlig durch geknallter Hooper X. Nicht vergessen darf man natürlich die bezaubernde Joey Lauren Adams als hin- und her gerissene Alyssa. Was die Filme von Kevin Smith ausmacht, ist nicht nur der wunderbare Humor und die sehr erfrischend erzählten Geschichten, sondern auch die Kontinuität, am besten belegt natürlich durch die stetig auftretenden Jay und Silent Bob, die hier noch Nebenrollen spielen, aber schon bei „Dogma“ mehr in den Mittelpunkt rücken und mit „Jay & Silent Bob Schlagen Zurück“ dann schließlich ihren ganz eigenen Film bekommen haben, der wiederum auf den in „Chasing Amy“ nicht ganz unwichtigen „Bluntman & Chronic“ Comics aufbaut. Auch die Details sind wunderbar, wer einmal auf einer Convention war, egal ob Film-, Game oder Comic-Veranstaltung, wird bezeugen können, wie liebevoll der Regisseur diese ganz besondere Art des Fan-Daseins zeigt.
So stelle ich mir gelungene Unterhaltung vor, die letztlich nicht ganz so leicht zu verdauen ist, wie man nach dem Anfang von „Chasing Amy“ annehmen möchte. Alleine die Dialoge zwischen Holden und Alyssa sind zu köstlich und als die Geschichte dann eine (nun ja, sicher nicht ganz überraschende) dramatische Wende nimmt, dürfen sensible Gemüter sicher auch das eine oder andere zerknüllte Papiertaschentuch in den Händen bereithalten.
Ein ganz, ganz großer Film eines Ausnahmeregisseurs. Und ein Plädoyer für wahre Freundschaft.
Die deutsche DVD ist bei Universum/Ufa erschienen und hat sehr lange auf sich warten lassen. Dafür ist sie nun ganz gut gelungen. Bild und Ton sind einwandfrei und der Film kommt in anamorphem 1:1,85 Format. Als Sprachen kann man Deutsch und den englischen Originalton auswählen, dazu gibt es zuschaltbare englische Untertitel, sowie deutsche Untertitel für Hörgeschädigte.
Das Bonusmaterial ist für einen solche „kleinen“ Film solide. Es gibt einen unterhaltsamen und informativen Audiokommentar mit Smith, Affleck, Mewes und anderen, ein kurzes, launiges Intro von Kevin Smith (sowie weitere in einem Comic-Shop gedrehte sinnentleerte Kommentare), nicht verwendete und alternative Szenen, einige missglückte Szenen, den deutschen und amerikanischen Trailer, Infos zur „New Jersey Trilogy“ und Biografien. Das klingt doch ausgesprochen gut und weiß auch wahrlich gut zu unterhalten. Kevin Smith Fans müssen hier definitiv zugreifen und Freunde von etwas anspruchsvolleren Komödien mit ganz leichtem existenzialistischen Touch sollten den Film auch mal antesten. (A.P.)
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